Artenreichtum im Steinbruch Böhnlich
Der Reiz von Felswänden und Schutthalden als Lebensraum liegt in ihrer ökologischen Bedeutung. Während der Entstehungsphase mögen sie nur wenig Anziehungskraft für das ungeschulte Auge besitzen. Doch es ist erstaunlich, wie die Natur auch in den unwirtlichsten Umgebung einen Weg findet, zu gedeihen. Von seltenen heimischen Pflanzenarten bis hin zu exotischen Insekten – sie alle haben an den carbonathaltigen Löss-Felswänden im stillgelegten Steinbruch Böhnlich ihr Zuhause gefunden. Lassen Sie sich von uns in die Welt dieser komplexen ökologischen Gemeinschaft entführen.
Diese natürliche Entwicklung, die sich in den letzten Jahren in unserem stillgelegten Steinbruch vollzogen hat, ist von unschätzbarem Wert für den Artenschutz. Während wichtige Lebensräume allerorts bedroht sind, stellen Felswände unverzichtbare Rückzugsorte für gefährdete Arten dar. Sie dienen als wichtige Brutstätten für Vögel, als Unterschlupf für Fledermäuse, Wanderfalken und Uhus sowie als Verstecke für kleine Säugetiere und Reptilien.
Phase 1: Entstehung der Felswand
Normalerweise benötigen Felswände mehrere hunderttausend Jahre und verschiedenste geologische Prozesse, um sich zu bilden. Carbonathaltige Löss-Felswände bilden sich typischerweise aus Sedimenten und Gesteinsschichten, die aus Calciumcarbonat und anderen Mineralien bestehen. Diese Ablagerungen können durch Verwitterung, Erosion und Abtragung von umliegenden Gebieten in Form von Felswänden freigelegt werden. Das Freilegen kann teilweise auch durch den Menschen beschleunigt werden, wie etwa beim Kalksteinabbau des Zementwerks Wössingen.Während der Entstehungsphase bietet die noch junge Felswand nur begrenzte Lebensräume für Flora und Fauna. Jedoch finden sich erste Anzeichen für die Kolonisierung durch Pionierpflanzenarten. Dazu gehören Flechten, Moose und einige widerstandsfähige Gräser. Sie schaffen es, sich an die rauen Bedingungen des Gesteins anzupassen. Hinzu gesellen sich Insekten wie Ameisen, Käfer und Spinnen, die in den spärlichen Nischen der Felswand heimisch werden.
Phase 2: Etablierung der Felswand
In der zweiten Phase entwickelt sich die Felswand weiter und bietet mehr Raum für die Besiedlung durch Lebewesen. Jetzt können sich weitere Pflanzenarten etablieren, darunter einige seltene und örtlich begrenzte Arten, die speziell an die Bedingungen der Felswand angepasst sind. Trockenheitsresistente Pflanzen wie Sukkulenten, einige Gräser und Kräuter, aber auch kleine Sträucher finden auf der Felswand eine Heimat. Verschiedene Vogelarten, Reptilien, Kleinsäuger und möglicherweise einige größere Insekten siedeln sich hier an.Die Einflüsse der Witterung, Erosion und biologische Prozesse tragen zur Formung des Lebensraums bei. Die Felswand wird zu einem stabilen und vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna. Die Struktur der Felswand mit ihren Nischen, Spalten und Überhängen bietet ihnen Schutz vor Jägern und ermöglicht eine Anpassung an unterschiedliche Mikroklimata.
Phase 3: Reife der Felswand
In der letzten Phase erreicht die Felswand ihre maximale ökologische Komplexität. Sie wird zum wichtigen Lebensraum und stabilen Biotop für einheimische und seltene Arten. Die reife Felswand beherbergt nun eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Diese Lebensgemeinschaften sind in der Regel gut angepasst und stehen in komplexen ökologischen Wechselwirkungen zueinander.Verschiedene einheimische Sträucher, Bäume und krautige Pflanzen bewachsen die Felswand und passen sich im Laufe der Zeit an die spezifischen Bedingungen an. Die Tierwelt ist äußerst vielfältig. Auch seltene und geschützte Arten wie Fledermäuse und Eidechsen finden hier ein großes Nahrungsangebot und Lebensraum in den Nischen und Höhlen der Felswand. Die Felswand ist ein wahrer ökologischer Schatz, den es zu schützen gilt.
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