Menschen nehmen Fledermäuse oft als eine Bedrohung wahr; es sind jedoch die Fledermäuse, die vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt sind. Nicht wenige von ihnen stehen sogar auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Deshalb sind alle heimischen Fledermäuse in Deutschland streng geschützt. Im Steinbruch Böhnlich finden sie eine Schutzzone.
Fledermäuse gelten als störanfällig, besonders während ihres Winterschlafs. Sie sind daher auf unberührte Höhlen und Ritze als Rückzugsmöglichkeiten angewiesen. Doch diese sind in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern immer seltener zu finden. Neben dem Verlust von Lebensräumen sinkt zudem seit Jahrzehnten das Nahrungsangebot. So gibt es immer weniger Insekten. Zudem sind die kleinen Jäger der Nacht direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen: Das Waldsterben und die heißen, trockenen Sommer verschärfen ihre Situation noch.
Lebensraum schaffen
Auf der anderen Seite bieten die zahlreichen Bedrohungen auch einige Ansatzpunkte für effektive Schutzmaßnahmen. So ist es generell sinnvoll, naturnahe und unberührte Flächen und Wälder so weit wie möglich zu erhalten bzw. auszuweiten.
In unserem renaturierten Steinbruch Böhnlich finden Fledermäuse Bedingungen, die ihren Lebensraum schützen und erweitern, da wir hier Offenlandbiotope und Waldrückzugsgebiete aktiv erhalten. Die Tiere können damit sowohl wertvolle Offenlandflächen mit zahlreichem Feldgehölz nutzen als auch die großen, ungestörten Waldrückzugsgebiete. Sie finden dort in den besonders störanfälligen Phasen ihre Ruhe mit genügend Totholzbeständen mit Rückzugsmöglichkeiten. Zudem sind große Bereiche des ehemaligen Steinbruchs Teil eines Netzwerks von Biotopen, um das Überleben von Arten zu sichern. Wir erleichtern dadurch den genetischen Austausch innerhalb von Fledermaus-Populationen.
Außerdem bietet es sich an, alte Gemäuer und Ritzen als Quartiere für die flugfähigen Säugetiere zu erhalten. Diese Möglichkeit steht ihnen in unseren dicht besiedelten Regionen leider nur begrenzt offen. Umso wichtiger sind daher der Erhalt von streng geschützten Biotopen mit Felswänden und Gesteinshalden, wie wir sie auf dem ehemaligen Abbaugebiet unseres Steinbruchs Böhnlich erhalten.
Die Felswände und Flächen mit Gehölzsukzession sowie die Gehölzbestände in den Randbereichen der Anbauflächen sind außerdem geeignete Jagdgebiete. Gewässer sind im Steinbruch allerdings nicht oder allenfalls nur temporär vorhanden.
Reich gedeckte Tafel
Der von uns geförderte Erhalt von FFH-Mähwiesen unterstützt den Lebensraum der nachtaktiven Tiere zusätzlich. FFH ist die Abkürzung für Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und bezeichnet Lebensräume von Tieren und Pflanzen, die nach EU-Recht geschützt sind. Mähwiesen werden je nach Standortbedingungen nur ein bis zweimal im Jahr gemäht und allenfalls mit Stallmist gedüngt. Sie sind mit ihrer Vielzahl an Kräutern und blühenden Pflanzen ein wichtiger Lebensraum für viele Insektenarten und bieten den Fledermäusen im Steinbruch reichhaltige Nahrung.
Im Steinbruch Böhnlich leben die folgenden, streng geschützten Arten:
- Die Nordfledermaus, Breitflügelfledermaus und der Kleine Abendsegler gehören zu den stark gefährdeten Arten.
- Beim Großen Abendsegler und der Rauhautfledermaus handelt sich um wandernde Fledermausarten. Ihr Erhaltungszustand wird in Baden-Württemberg als günstig eingestuft.
- Es wurden noch die gefährdete Zwergfledermaus und die Mückenfledermaus im Steinbruch gesichtet. Über ihren Erhaltungszustand ist in Baden-Württemberg ist derzeit nichts bekannt.